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RAIFFEISEN-LANDESBANK

STEIERMARK 2015

I.1. Wirtschaftliches Umfeld und

Geschäftsverlauf

2015 war geprägt von bescheidenem globalem Wachstum und von

sinkenden Rohöl- und Rohstoffpreisen. Der Rückgang des globalen

Wirtschaftswachstums von 3,4 % in 2014 auf 3,1 % (Quelle: IWF)

spiegelt auch eine strukturelle Veränderung wider: Während sich

das Wachstum in den Industrieländern qualitativ verstärkte, ver-

langsamte sich das Wirtschaftswachstum Chinas mehr als erwartet

und viele Schwellenländer litten unter ihrer Rohölabhängigkeit oder

– wie etwa Brasilien oder Russland – ihren landesspezifischen

Problemen.

In der Eurozone hat sich 2015 der Pfad der Erholung in Summe

gefestigt: Das BIP-Wachstum verbesserte sich von 0,9 % in 2014

auf 1,5 % und war geographisch breiter abgesichert. Die Binnen-

nachfrage profitierte von der Lockerung der Geldpolitik der EZB, der

Abwertung des Euros und auch vom stark gesunkenen Rohölpreis.

Unterstützend auf die Konsumausgaben wirkte auch der laufende

Rückgang der Arbeitslosenquote von 11,5 % auf 10,5 %. Demge-

genüber erreichten die Investitionen noch kein befriedigendes

Niveau. Trotz Wirtschaftswachstum blieb die Inflation weiter gering:

So lag der Verbraucherpreisindex im Dezember mit nur rund 0,2 %

leicht über dem Vorjahresniveau. Der Abwärtsdruck auf die Inflati-

onsraten hat Ende des Jahres aufgrund des schwachen Rohölprei-

ses und die generelle Abkühlung der globalen Wirtschaft wieder

zugenommen. Zur Bekämpfung von potentiellen Deflationsrisiken

betrat die EZB im März 2015 unkonventionelles Terrain und begann,

Anleihen des öffentlichen Sektors anzukaufen. Später wurde das

Portfolio der ankaufbaren Wertpapiere schrittweise erweitert und

beschlossen, das Ankaufsprogramm bis März 2017 zu verlängern.

Mit der letztendlichen Senkung des Einlagenzinssatzes in den noch

weiter negativen Bereich auf -0,30 % wurde ein Anreiz gesetzt, die

Überschussliquidität nicht weiter zu „parken“ sondern in Real-

Investitionen fließen zu lassen. Auch die politischen Schlagzeilen –

seien es Griechenland, die Flüchtlingsthematik oder politische

Schocks bei Wahlen und das Erstarken populistischer Protestpar-

teien – haben sich negativ auf die fragile wirtschaftliche Erholung

der europäischen Wirtschaft ausgewirkt.

Wie unterschiedlich die Volkswirtschaften der Eurozone sind, zeigt

sich auch am Beispiel Österreichs: Das reale BIP wuchs 2015 nur

0,7 % (Quelle: OeNB), während die Arbeitslosenrate – auf EU-

harmonisierter Basis – auf 5,8 % anstieg (Quelle: OeNB). Die Inflati-

on fiel im Jahresverlauf um 0,5 Prozentpunkte, verblieb aber fast 1 %

über dem Durchschnitt der Eurozone. Am meisten enttäuscht hat

das schwache Wachstum der Investitionen: Die Infrastruktur-

Investitionen verbesserten sich zwar, konnten jedoch die Schwä-

chen im Bausektor nicht kompensieren.

Das Wachstum in den CEE-Schwellenländern mit 3,4 % (Quelle:

IWF) liegt deutlich über dem der Eurozone. Basis dafür ist vornehm-

lich die Inlandsnachfrage. Positiv für diese Volkswirtschaften sind

allgemeine Faktoren wie niedrige Zinsen, geringe Inflation und

positive Arbeitsmarkt-Entwicklungen zusammen mit EU-

Fördergeldern für Infrastrukturprojekte. Unterstützend wirkten auch

die vermehrten wachstumsorientierten wirtschaftspolitischen Maß-

nahmen.

Unter den großen Industrieländern waren die USA mit einem vom

Vorjahresniveau unveränderten BIP-Wachstum von 2,4 % das robus-

teste Land. Der Konsum erwies sich dabei als der größte Treiber.

Diese Entwicklung wurde einerseits durch die kontinuierliche Ver-

besserung am Arbeitsmarkt – die Arbeitslosenquote fiel von 5,6 %

I.BERICHT ÜBER DEN

GESCHÄFTSVERLAUF UND

DIE WIRTSCHAFTLICHE

LAGE