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RAIFFEISEN-LANDESBANK
STEIERMARK 2016
GESCHÄFTSBERICHT 2016
in der EU zu votieren. Infolgedessen trat Cameron kurz darauf
zurück. Um einen Schock abzuwenden, reagierte die Bank of Eng-
land mit einer Zinssenkung von 25 Basispunkten, einem Anleihe-
ankaufprogramm von Staats- und Unternehmensanleihen und
einem großangelegten Kreditförderprogramm. Die Maßnahmen
zeigten Wirkung, der Einkaufsmanagerindex erreichte nach einem
Tief im Juli sogar Vor-BREXIT-Werte. Das Wirtschaftswachstum im
dritten Quartal kam Dank des starken Konsums im Quartalsver-
gleich bei 0,6 % zu liegen. Die Inflation stieg aufgrund des Kurs-
rückgangs des britischen Pfundes deutlich.
Die US-Notenbank stellte Anfang des Jahres 2016 noch vier Zinser-
höhungen in Aussicht. Aufgrund fallender Rohstoffpreise, sinkender
Inflationserwartungen und einer temporären Schwäche des US-
Arbeitsmarktes revidierte sie ihren Ausblick im ersten Halbjahr
allmählich nach unten. Im zweiten Halbjahr besserte sich jedoch die
Lage, worauf die US-Notenbank somit die Zinsen zum zweiten Mal
seit Ausbruch der Finanzkrise erhöhte. Nach einem eher durch-
wachsenen ersten Halbjahr gewann dann die US-Wirtschaft in der
zweiten Jahreshälfte – gestützt durch den starken Konsum – an
Fahrt. Das Wirtschaftswachstum für 2016 liegt auf Grund des eher
schlechten Jahresstarts auf 1,6 %, womit der Vorjahreswert von 2,6 %
nicht erreicht werden konnte. Die Arbeitslosenrate verbesserte sich
weiter und erreichte im November 4,6 % – ein Wert i.H.v. 4,8 % ist
nach Definition der FED Vollbeschäftigung. Das zweite überra-
schende Ereignis dieses Jahr war ohne Zweifel die US-Präsident-
schaftswahl. Die von Analysten vorausgesagten Turbulenzen nach
dem Sieg von Donald Trump waren nur von kurzer Dauer. Die wirt-
schaftlichen Auswirkungen der zukünftigen Trump-Politik wurden
von den Märkten letztendlich positiv eingeschätzt und die soge-
nannte „Trump-Rally“ setzte ein.
Die Bank of Japan präsentierte Anfang des Jahres unter dem Na-
men „quantitative und qualitative Lockerung mit negativem Zins-
satz“ ihre neuen Maßnahmen gegen die schwache Inflation. Doch
schon im September stellte die Zentralbank ihr neues Konzept zur
Zinskurvensteuerung vor. Damit soll gewährleistet sein, dass trotz
niedriger kurzfristiger Zinssätze die Renditen langfristiger japani-
scher Staatsanleihen bei rund 0 % verbleiben.
China setzte weiterhin auf ein Schulden-basierendes Konjunktur-
programm, statt die angekündigten verstärkten strukturellen Refor-
men umzusetzen. Das Wirtschaftswachstum konnte so in den
ersten drei Quartalen bei 6,7 % gehalten werden. Nachdem Immo-
bilienpreisindikatoren im dritten Quartal Anzeichen einer Überhit-
zung anzeigten, wurde der politische Kurs in Richtung Entschul-
dung geändert.
Das Wirtschaftswachstum in den EU-Mitgliedsstaaten Zentral-, Ost-
und Südeuropas verlangsamte sich im dritten Quartal aufgrund
schwacher Investitionstätigkeit. Der Grund dafür dürfte das Ende
der Auszahlungen von EU-Mitteln mit Ende 2015 aus dem mehrjäh-
rigen Finanzrahmen 2007-2013 sein. Das volatile Wachstum der
Industrieproduktion lag dank einer guten Exportkonjunktur bei 2,5 %.
Der private Konsum bleibt – getrieben vom günstigen Arbeitsmarkt –
weiterhin stark. Die Arbeitslosenrate in der Region sank im Septem-
ber auf 6,2 %. Tschechien weist mit einer Rate von 4 % sogar den
niedrigsten Wert der EU aus. In Russland verbesserte sich das
Wirtschaftswachstum im dritten Quartal im Jahresvergleich auf
0,4 %. Im zweiten Quartal wurde ein Wert von 0,6 % ausgewiesen.
Die positive Entwicklung dürfte hauptsächlich vom privaten Konsum
stammen.
Nach dem turbulenten Start ins Jahr verblieb die Volatilität aufgrund
der politischen Unsicherheiten auf hohem Niveau. Über das Jahr
hinweg verzeichneten die meisten Aktienindizes wegen der Jahres-
endrally deutliche Gewinne. Der S&P 500 stieg um 11 %, der DAX
um 7 %, der CAC 40 um 4 % und der Nikkei 225 um 2 %. Aufgrund
des Rückgangs des britischen Pfunds durch die BREXIT-Entschei-
dung legte der FTSE 100 sogar um 13 % zu. Lediglich die chinesi-
schen Aktien (Shanghai Composite) konnten den anfänglichen
Kursrückgang im Jänner nicht mehr aufholen und beendeten das
Jahr mit einem Rückgang von 11 %. Der Ölpreis erholte sich nach
dem Erreichen des Zehnjahrestiefs im Jänner bei 26 USD pro Barrel
langsam. Die OPEC-Einigung im November verlieh dem Ölpreis
noch einen weiteren Auftrieb, sodass er letztendlich mit 55,2 USD
pro Barrel das Jahr beendete. Die Renditen von zehnjährigen deut-
schen und japanischen Staatsanleihen betraten im Laufe des ersten
Halbjahrs negatives Territorium, drehten im Oktober beziehungs-
weise November wieder in den positiven Bereich. Auch die Rendite
der zehnjährigen US-Treasurys entwickelt sich zunächst schwach,
um dann ab November deutlich anzusteigen. Der FX-Markt war
insbesondere durch politische Ereignisse beeinflusst. Das britische
Pfund brach nach der BREXIT-Wahl 17 % gegenüber dem USD ein.
Der USD erstarkte hingegen gegenüber den anderen Hauptwäh-
rungen infolge der US-Präsidentschaftswahl gepaart mit den Erwar-
tungen einer FED-Zinserhöhung.
Generell war der Markt gegenüber den zahlreichen politischen
Ereignissen sehr resistent. Die Auswirkungen auf die Märkte waren
oft nur von kurzer Dauer.
Zu den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, welche den
Kosten- und Ertragsdruck für Banken erhöhen, kommen neben den
regulatorischen Herausforderungen auch Veränderungen im Kun-
denverhalten. Letzteres ist vor allem durch die Digitalisierung, den
Zuzug der Menschen in Ballungszentren sowie neue Mitbewerber
geprägt.
Die RLB Steiermark agiert in diesem herausfordernden Umfeld
umfassend. Sie hat in den strategischen Leitsätzen die Fokussie-
rung auf die Geschäftsfelder Firmenkunden, Privatkunden, Raiffei-
senverbund, Treasury sowie ausgewählten Beteiligungen festgelegt.
„Gesundes Wachstum“ steht im Zentrum der Kundenbetreuung, die
einen nachhaltigen geschäftlichen Erfolg sichert. Im Privatkunden-
segment inklusive Gewerbekunden betreut das Institut rund 50.300