vor allem deren Vernetzungen gezielt weiterzuentwickeln. In diesem
Bereich können die Konzepte von erfolgreichen jungen Unterneh-
men nützlich sein.
Die Technik bietet immer mehr ausgeklügelte Systeme. Kann
künftig ein Algorithmus mithilfe von BigData nicht schneller den
passenden Kredit anbieten als ein Berater und gleichzeitig der
bessere Risikomanager sein?
Heinrich:
Rein technisch ist es für kleinere Standardkredite möglich,
die finanziellen Entscheidungskriterien aufgrund von Vermögens-
situation, Einkommen und Ausgaben ausreichend zu eruieren.
Generell ist für die Kreditvergabe aber auch die Persönlichkeit des
Kunden wichtig. Ausschließliche Online-Anbieter würden dazu wohl
versuchen, diverse Datenspuren im Internet – etwa Freundeskreise,
Lebensstil, Kaufinteressen etc. – heranziehen, ohne dass es dem
User bewusst wäre. Unser Weg ist das jedenfalls nicht.
Stelzer:
Das große Plus bei Raiffeisen ist, dass wir die Kunden
persönlich kennen – sowohl im Privat- als auch im Firmenkunden-
bereich. Das persönliche Gespräch bleibt unersetzlich, etwa bei
so wichtigen Finanzierungen wie der Wohnraumschaffung oder
im gesamten Unternehmens-Bereich. Neue Technologien können
sicher wichtige Unterstützung bieten, sollten aber nicht zum einzig
bestimmenden Element werden. Die Technik soll für den Menschen
da sein und nicht umgekehrt.
Die Möglichkeiten der Digitalisierung scheinen schier unend-
lich. Was dient als Orientierung für eine gezielte Weiterentwick-
lung?
Schaller:
Zuerst einmal darf Multi-Channel nicht – wie allgemein
oft praktiziert – auf technische Lösungen allein reduziert sein. Wir
müssen Technik und Mensch, Produkte und Prozesse, Online
und Bankstelle immer gemeinsam betrachten. Diese Haltung ist
nicht immer einfach, doch sie sichert die wichtige Unterscheidung.
Weiters darf man nicht in eine Aktionitis verfallen und alles kopieren,
was gut aussieht. Die Orientierung in der Digitalisierung gibt unsere
Marke. Alles, was wir tun, muss die Werte Nähe, Sicherheit und Ver-
trauen verstärken. Damit ist klar, dass wir den persönlichen Betreuer
auch in den digitalen Kanälen noch stärker als „Kristallisationskern“
integrieren und keine Kompromisse bei der Datensicherheit einge-
hen werden. Auf diese beiden Säulen baut das Kundenvertrauen
auf, das bleibt für uns auch in Zukunft die härteste Währung im
Bankgeschäft.
Apropos Sicherheit: Worauf wird es in Zukunft ankommen?
Heinrich:
Wir sehen zwei wichtige Felder: Einerseits ist es die Si-
cherheit bei allen Geldgeschäften und -transaktionen. Andererseits
wird der Schutz der digitalen Identität noch viel wichtiger werden,
denn künftig werden viele Anwendungen des täglichen Lebens –
vom Führerschein über die E-Card bis zum Fitnessclub – auf eine
einzige digitale Identität zugreifen. Wenn praktisch alles im Netz
über einen Menschen gespeichert ist, liegen darin auch große
Gefahren, wenn damit nicht sorgsam umgegangen wird. Wäh-
rend viele neue Internet-Plattformen aus gesammelten Daten ein
Geschäft machen, betrachten wir den Schutz der Identität unserer
Kunden als höchstes Gut. Daran werden wir strikt festhalten und
unsere Expertise ausbauen.
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RAIFFEISEN-LANDESBANK
STEIERMARK 2015