aufzustellen, genau dieses ist aber oft der Engpassfaktor. Daher
haben wir uns entschlossen, ein Instrument zur Eigenkapitalfinan-
zierung zu entwickeln und haben ein spezielles Nachrangdarlehen
auf den Markt gebracht. Mit dieser Initiative legen wir ein klares
Bekenntnis zum Unternehmer-Standort Steiermark.
Welche Akzente setzen Sie für Start-ups?
Stelzer
: Schon bisher haben wir aufgrund unserer engen Vernetzung
mit diversen Förderstellen junge Unternehmen bei und nach ihrer
Gründung begleitet. Hinzu kommt nun die oben genannte Eigen-
kapitalfinanzierung, weil das Eigenkapital auch für Start-ups ein
wesentlicher Hebel in der Entwicklung ist.
Sie sind also bereit, selbst mehr Risiko einzugehen?
Heinrich
: Das Risiko bleibt überschaubar, weil es einerseits Be-
tragsgrenzen gibt und unsere Prinzipien ja weiterhin gelten. Wir
kennen die Kunden, wir sprechen mit ihnen über ihre Geschäftsidee
und das Erfolgspotenzial. Wenn eine Idee gut ist, unterstützen wir
darüber hinaus mit der Erfahrung unserer Kundenbetreuer. Ein
besonderes Asset ist auch unser Know-how im IT-Bereich, wo wir
Unternehmen ein umfassendes Leistungsportfolio bieten. Für uns
ist klar: Je mehr wir zum Erfolg der Kunden beitragen können, umso
geringer ist auch das Risiko.
Nehmen wir an, Raiffeisen müsste erst gegründet werden. Wel-
che Chance hätte ein Start-up namens Raiffeisenbank heute?
Schaller
: Die Idee, Geld von vielen Einzelnen zu bündeln, um es
zukunftsträchtigen und regional bekannten Projekten zur Verfügung
zu stellen, ist auch heute sehr aktuell. Raiffeisen war eigentlich der
erste Crowdfunder. Auch die Gründung „von unten herauf“ genießt
hohe Sympathie. Ich befürchte aber, dass sich die Raiffeisen-Idee
aufgrund der herrschenden regulatorischen Flut heute nicht so
verbreiten könnte wie vor rund 125 Jahren. Denn Regionalbanken
werden überproportional belastet. Dies, obwohl sie nicht Auslöser
der Finanzkrise waren. Zehn Jahre nach deren Ausbruch ist ein
guter Zeitpunkt, darauf hinzuweisen.
Befürworter der Bankenregulierung meinen, Banken seien gera-
de durch die diversen Regeln krisenfester geworden.
Schaller
: Gewiss, es muss Regeln geben und diese sind auch mit
der Zeit weiterzuentwickeln. Die RLB Steiermark hat jedenfalls in
den letzten Jahren die Kernkapitalquote massiv auf über 20 Prozent
ausgebaut. Aber das regulatorische Pendel hat mittlerweile zu stark
ausgeschlagen. Es ist gut, dass Banken in diversen Stresstests
immer besser abschneiden, doch gleichzeitig beschneiden die
umfangreichen und teuren regulatorischen und aufsichtsrechtli-
chen Vorgaben die Ressourcen der Banken bei Zukunftsthemen.
Viel lieber würden wir noch mehr Energie in digitale Innovationen
investieren.
Wie rüstet sich Raiffeisen für die digitale Zukunft?
Heinrich
: Raiffeisen startet von einer ausgezeichneten Position,
denn aufgrund frühzeitiger Investitionen ab den 1990er Jahren
wurde mit 1,8 Millionen Kunden die führende Position im Online-
Banking in Österreich erreicht. Seit 2016 läuft das bundesweite
Programm „Digitale Regionalbank“, in dem wesentliche Produkte
und Services gemeinsam entwickelt werden. Dabei geht es nicht
vordergründig darum, alles zu digitalisieren, sondern um die intelli-
gente Vernetzung von digitalen Services und persönlicher Beratung
in der Bankstelle im Sinne einer Omnikanal-Strategie.
DAS PLUS
VON 13% BEI
FINANZIERUNGEN
ZEIGT DIE
DYNAMIK DER
RLB STEIERMARK.
VDir. Rainer Stelzer
F. W. RAIFFEISEN
WAR DER ERSTE
CROWDFUNDER.
GD Martin Schaller
016
RAIFFEISEN-LANDESBANK
STEIERMARK 2017