IM GESPRÄCH
„NACHHALTIGKEIT
IST TEIL UNSERER
IDENTITÄT.”
Wie agiert eine Regionalbank im Spannungsfeld zwischen
Tradition und Innovation, starker Regulierung und notwendi-
ger Agilität am Markt? Wie spürbar ist die Raiffeisen-Idee 200
Jahre nach der Geburt des Gründers F.W. Raiffeisen in der
Steiermark? Der Vorstand der RLB Steiermark im Interview.
2018 ist in mehrfacher Hinsicht ein Gedenkjahr. Welche Bedeu-
tung haben solche Gedenkjahre aus Sicht einer Bank?
Schaller
: Banken, Wirtschaft und Gesellschaft standen und stehen
auch heute in permanentem Austausch, sie sind gewissermaßen
ein gegenseitiges Spiegelbild. Der Anspruch von Raiffeisen ist es,
zum Wohlstand der Gesellschaft beizutragen. Dass Wohlstand
und Stabilität aber keine Selbstverständlichkeit sind, zeigen die
schwierigen Jahre um 1918 und 1938. Raiffeisen hat zwei Weltkrie-
ge und vier Währungen überstanden und das Jubiläumsjahr 200
Jahre nach der Geburt von Friedrich Wilhelm Raiffeisen ist ein guter
Anlass zu zeigen, dass Raiffeisen stets auf Veränderungen reagiert
hat und so ein stabiler Partner ist.
Im Jubiläumsjahr kann die RLB Steiermark ein rekordverdäch-
tiges Ergebnis 2017 präsentieren - ein weiterer Grund zum
Feiern?
Schaller
: Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, aber Feiern ist
nicht angebracht. Denn wir müssen sehr genau auf das nach wie
vor sehr herausfordernde Umfeld für Regionalbanken achten. Das
Zinsniveau bedingt weiterhin sehr niedrige Margen, die regulatori-
schen Auflagen bleiben hoch und der Wettbewerb nimmt zu. Der
Erfolg 2017 fußt auf einem starken Fundament an Kundenbeziehun-
gen, einer hervorragenden Leistung unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sowie auf dem konjunkturell guten Umfeld.
Wie stark spürt man die boomende Konjunktur im Kunden
geschäft?
Stelzer
: Die RLB Steiermark verzeichnet 2017 ein Plus von 13
Prozent im Finanzierungsvolumen, das ist ein kräftiges Zeichen für
die hohe Investitionsfreude bei Unternehmen und Privaten, zeigt
aber auch die Dynamik der RLB Steiermark. Anzumerken ist zudem,
dass wir auch während der konjunkturell herausfordernden Zeiten
ab 2009 ein verlässlicher Finanzierungspartner waren.
Experten warnen Banken, in der aktuellen Hochkonjunktur nicht
zu viel Risiko einzukaufen, das bei einem Abflauen der Konjunk-
tur zum Problem in den Bilanzen werden könnte.
Heinrich
: Wir leben in der RLB Steiermark eine sehr umsichtige
Geschäfts- und Risikopolitik. Dies dokumentiert sich in den sehr
niedrigen Risikokosten der letzten Jahre und einer NPL-Ratio von
aktuell 3,4 Prozent. Wir werden diese Richtung beibehalten, doch es
geht nicht um das Vermeiden jeglichen Risikos. Unsere Kernaufga-
be ist das Managen von Risiko, ansonsten ist Unternehmertum und
Wachstum nicht möglich.
Welche Akzente wird die RLB Steiermark also im Finanzierungs-
bereich setzen?
Stelzer
: Wir werden unser aufgebautes Know-how im Auslandsge-
schäft noch stärker an unsere Firmenkunden transportieren. Die
heimischen Unternehmen nutzen zwar schon sehr gut die höheren
Wachstums-Chancen im Export, doch es gibt noch einige unge-
nützte Potenziale. Indem wir die verschiedenen Risiken für unsere
Kunden absichern, können sich die Unternehmen auf das Erschlie-
ßen von neuen Märkten konzentrieren.
Wie wollen Sie Expansionen unterstützen?
Schaller
: In Wachstumsphasen und verschiedenen Formen der
Akquisitionsfinanzierung ist es notwendig, ausreichend Eigenkapital
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RAIFFEISEN-LANDESBANK
STEIERMARK 2017
GESCHÄFTSBERICHT 2017