Meine Bank
8
Für Lichtblicke
außerhalb des
Gerichtssaals
Im Rahmen der Raiffeisen Informations-Veranstaltungen „mobil & sicher“
klärt der Grazer Drogenrichter Helmut Wlasak seit zehn Jahren über Sucht
und Drogen auf. Seine Vorträge haben bisher knapp 50.000 Schüler erreicht.
Erläutert das „Belohnungszentrum“:
Helmut Wlasak beim Vortrag im
Herbst in der RLB
Herr Doktor Wlasak, Sie beschäfti-
gen sich seit Jahren mit Sucht und
Drogen. Wie ist die Situation in der
Steiermark?
Wlasak: Wenn ich nach den Ak-
ten gehe, wurden die harten Drogen
Heroin und Kokain nach mehreren
Hypes zwischen 1995 und 2005 von
Amphitaminen wie „Speed“ abge-
löst. Haschisch tritt immer wieder
auf, ebenso Kokain im Rotlichtmilieu.
Die Einstiegsdroge ist und bleibt
aber Alkohol.
… der ja als salonfähig gilt…
Wlasak: Bezeichnend ist, dass
bei 70 bis 80% der sogenannten
Kleinkriminalität wie Schlägereien,
Drohung, Diebstahl zuvor Alkohol im
Spiel ist. Das sind keine Kavaliersde-
likte und Alkohol sorgt dabei für die
Enthemmung.
Wenn Sie Ihre Fälle ansehen, war-
um werden Menschen süchtig?
Wlasak: Es sind fehlendes Prob-
lemlösungsvermögen und – so banal
es klingt – Langeweile und die Unfä-
higkeit, mit der Freizeit etwas Sinn-
volles anzufangen. Dazu kommen
im richtigen Moment die falschen
Freunde. Die soziale Schicht spielt
keine große Rolle, aber fast immer
handelt es sich bei den Betroffenen
um Menschen mit geringem Selbst-
wertgefühl. Ein Suchtforscher hat
dazu erkannt: „Auch eine überfor-
derte Mutter oder ein fehlender Vater
können den Ausschlag geben.“
Wie kann man das besser verste-
hen?
Wlasak: Den Schülern versuche
ich zu vermitteln, dass wir im Gehirn
ein „Belohnungszentrum“ haben,
das mit Glücksgefühlen gefüttert
werden will. Der Alltag eines Jugend-
lichen kann aber viele negative Er-
lebnisse enthalten, etwa schulischer
Druck, das Gefühl ausgegrenzt zu
sein, die Unzufriedenheit mit dem
Eigenverantwortung ist ein
Grundrecht. Bildung ist die
Voraussetzung dafür.
Dr. Helmut Wlasak
Grazer Drogenrichter